Über mich
Bunker
ursprünglich: Lagerraum für Kohle auf Dampfschiffen und an Land. Ab dem 1. Weltkrieg auch verwendet als Bezeichnung für gegrabene, betonverstärkte Verteidigungsanlagen und Schutzräume, oberirdisch, unterirdisch, unterschiedliche Bauarten.
Vergessen Sie die Ruhe nach
dem Sturm. Wenn Sie Ruhe fühlen, dann nur, weil Sie sich im Auge des
Taifuns befinden.
Die Faszination für
die grauen Betonklötze begleitet mich seit Kindesbeinen. Die monotone
und bedrohliche Ausstrahlung der Relikte ruft eine seltsame Anziehungskraft
hervor. Die Tatsache, daß sich der Bunker völlig von jeder anderen
Gebäudestruktur unterscheidet, macht ihn unübersehbar. Vielfach
als Schandflecken bezeichnet, wurden Bunker immer wieder abgerissen, gesprengt,
zu Wohnhäusern umgebaut oder begrünt. Lange Zeit war das Thema in
unserer Gesellschaft tabuisiert worden. Der Bunker stellt eine direkte Brücke
zur nationalsozialisischen Herrschaft, sowie Krieg und Verderben dar. Das
hat ihn in der Nachkriegszeit vielfach zum bedrohlichen Ungetüm gemacht.
Jedoch haben Bunker zigtausenden Menschen das Leben gerettet und nicht wenige
empfinden Respekt und Achtung für die Schutzanlagen, in denen viele Töchter
und Söhne während der Alarme geboren wurden. Die Thematik ist inzwischen
im Großen und Ganzen wieder gesellschaftsfähig geworden. Man kann
sich wieder mit dem Thema beschäftigen, ohne gleich mit verwirrten Augen
angestarrt zu werden. Ich stelle fest, daß die Tatsache meiner Beschäftigung
mit Bunkern nichts mit Verherrlichung des nationalsozialistischen Regimes
zu tun hat, sie stellt lediglich eine Faszination für das Objekt dar.
Ich möchte einen kleinen Denkansatz geben:
"Die Burgen im Mittelalter wurden nicht selten unter Gewaltherrschern errichtet
und dienten im Grunde dem gleichen Zweck wie der Verteidigungs- und Schutzbunker
des 20.Jahrhunderts. Heute dienen mittelalterliche Wehranlagen dem Tourismus
als beliebte Ausflugsziele, obwohl sie vielfach Orte von Krieg und Zerstörung
waren, aber -genau wie die Bunker auch- viele Leben bewahrten. Burgen sind
ästhetisch. Sie sind im Auge der Gesellschaft aber erst mit den Jahrhunderten
ästhetisch geworden. Auch Bunker werden teilweise noch in hunderten von
Jahren zu finden sein. Der sogenannte blaue Beton hat seine maximale Festigkeit
circa 3o Jahre nach der Mischung erhalten, also in den 70er Jahren, wenn ich
von den fertiggestellten Bauten Anfang der 40er Jahre ausgehe. Es können
noch bis zu 100 Jahre vergehen, bis der Beton langsam anfängt zu bröckeln.
Wie wird Ästhetik in den Augen der Menschen des 22. Jahrhunderts
interpretiert werden? Wie wird man in 100 Jahren mit dem Thema umgehen? Was
ist überhaupt Ästhetik?"